Ich frage mich seit geraumer Zeit, ob´s in den Genen liegt. Oder wird es durch Erziehung herbeigeführt? Macht es die Erfahrung? Ein vermindertes Selbstwertgefühl? Oder genau umgekehrt:
Eine Allmachtsfantasie?
Wovon die Sprache ist? Von den KONTROLLISTAS!
Da ich mir immer Gedanken über meine Mitmenschen und das Leben als solchem mache und immer rein subjektiv schreibe, fallen diese PersonINNEN, und es sind fast immer weibliche Vertreter dieser Gattung, vielleicht nur mir auf. Und zwar, ihr könnt es euch schon denken, unangenehm auf. Schließlich kann ich ja niemanden leiden. Und falls doch, hab ich zumindest gerne was zu meckern.
Aber zurück zu den oben Genannten. Die typische Kontrollista ist Ehefrau und oder Mutter und ohne sie und ihre Organisation und Kontrolle derselben läuft nichts. Es hat einfach nichts zu laufen, denn wenn es sich ihrer Kenntnis entzieht, hat sie die Fäden nicht mehr in der Hand und in ihrer Welt wird es zappenduster und für ihre Mitmenschen mal echt ungemütlich. Sie ist die Alleinherrscherin über alle Termine in der Paarbeziehung, Klassenarbeiten des Nachwuchses (wehe in der Prä-Klausurenzeit gibt es mal Schlendrian! Dann besser ab in den Schützengraben und das Beste hoffen). Sie pflegt die Sozialkontakte, und zwar immer zum-von ihr definierten- geeigneten Zeitpunkt, denn es gibt ja auch sonst so viel zu tun: Renovieren. Urlaub buchen (ratet, wer das Ziel bestimmt), Karriere planen und bis zum Gehtnichtmehr abarbeiten oder doch zumindest nach oben bzw. gleichgestellt heiraten und zwar in ihrem Heimatort zu ihren Konditionen und hoffentlich tragen die Brautjungfern alle die richtigen Slips und wehe, der Herr Bräutigam besäuft sich am Tag X.
Womit wir beim weiteren Punkt wären: Die Auswahl des Mannes ist in dieser Paarzusammensetzung recht interessant. Die Kontrollista entscheidet sich häufig gerne für einen ihr vollkommen diametral entgegengesetzten Herrn. Also, mehr einen, der gerne fröhlich ist, feiert, kreativ ist, schlunzig, flirty… Und dann versucht sie ihr (Ehe-)Leben lang, diesen Typen nach ihren Vorstellungen umzustricken. Und wundert sich, wieviel Kraft dabei drauf geht. Denn selbst wenn er so tut als ob: Der Mensch an sich –und vor allem der Mann- ändert sich nicht. Ich finde übrigens, dass er recht damit hat. Ich hätte da auch keinen Bock auf. Und da das so ist, muss sie umso verbissener kontrollieren. Sein Handy. Seine Termine. Wieso kommt er denn schon wieder 7,5 Minuten zu spät? Schäkert er auf der Party etwa gerade mit einer Frau herum? „ Schatz, wir müssen doch morgen früh noch zu Mias Tanzvorführung und dann Julian vom Fußballcamp abholen und abends sind wir bei meinen Eltern. („Ob du willst oder nicht. Und jetzt bei Fuß!). Und was mich am meisten bei solchen Schwerstkontrollfällen wundert: Dass alle mitmachen! Das Kind fügt sich. Der Mann fügt sich. Lässt sich auch mit den langweiligsten Honks verabreden. „Wir gehen heute mit den Gablers ins Kino.“
Er hasst Kino und den Gabler findet er strunzendoof. Aber was, wenn er widerspricht? Dann gibt es Streit. Diskussionen. Es wird unbehaglich für ihn. Also, tut er, was die Kontrollista will. Ist ja auch irgendwie bequem, wenn man verplant wird. Muss man sich selbst um nichts kümmern. Keine Termine im Kopf behalten: „Wann muss ich nochmal zur urologischen Nachuntersuchung?“ will er dann wissen. „Am 22., Schatz. Und vergiss nicht, auf dem Rückweg bei dem tollen Weinhändler noch drei Flaschen Blabla Brut mitzubringen und dann kommst du sofort nach Hause weil dann abends der Elternstammtisch stattfindet und ich kann da nicht hingehen weil ich zur Fortbildung muss aber ich habe dir die Themen des Abends bis dahin aufbereitet.“ Der Mann schweigt erschöpft. Ohnehin ist sie diejenige, die mehr redet.
Tja Junge, viel Spaß bei deinem Leben under control! Okay, vielleicht hat er, also der kontrollierte Mann, ein Fisternöllchen am Start, wiewohl, wo soll er die Zeit und Gelegenheit dafür hernehmen? , oder er muss, aus heimlicher Rache, genau an Schwiegervaters 75. sein neues Motorrad ausprobieren: „Ist doch heute so schönes Wetter, ich komme später (und zwar viel später) nach.“ Zähneknirschend fügt sich die Kontrollista. Ihre Rache in Form von Sexentzug, noch schärferen Kontrollen und einer gewissen Freudlosigkeit im Alltag wird folgen.
Die Kontrollista ist die Person, die immer dann die Stimmungsbremse zieht, wenn es am schönsten ist. Am gemütlichsten, ausgelassensten. Denn Ausgelassenheit, ein Sichmalgehenlassen, das ist etwas zutiefst Unkontrolliertes und widerstrebt ihrem Aszendenten Strukturia-Zusammenreissia. Oder was weiß denn ich. Aber sicher, aber sicher, da gibt es Ausnahmen! Wie von allen Regeln. Es gibt auch Konrollistas, die mitfeiern. Aber ein wenig Angespanntheit ist auch dann bei ihnen spürbar. Weil ja auch irgendwer hinterher aufräumen muss. Und spülen. Und den nächsten Tag vorplanen. Ach, es gibt so viel zu organisieren! Und zu kontrollliiieren!! Also, einfach mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, das fällt ihnen wohl schwer.
Aber LÜKen können diese Frauen gut. Sie leben LÜK: Liebe, Überwache, Kontrolliere. Denn natürlich geschieht alles nur aus Liebe. Aus den Kindern soll was werden.Verständlich. Der Mann soll gutes Geld verdienen, nicht dem Alkohol oder anderen Frauen anheimfallen. Verständlich. Das Sozialleben mit den möglichst richtigen Personen soll die Sache rund machen. Verständlich. Und alle sollen nach ihrer Fasson glücklich werden. Also, nach der Fasson der Kontrollista. Im Prinzip sind das vollkommen gute und nachvollziehbare Ziele. Aber um welchen Preis werden sie verfolgt? Mir, als eher bequemem Menschen, wäre das viel zu stressig. Gut, könnte man sagen, die Kontrollistas sind auch erfolgreich: Die Kinder werden bis zum Studium gemanagt, der Mann tut, was er soll, die eigene Karriere läuft, verdammt nochmal, auch gut. Burnout? Beziehungsstress? Weg damit, das gibt es im Leben der LÜKer nicht.
Als Sekretärinnen sind sie übrigens mit Sicherheit eine Top-Besetzung! Hier macht ihre grundlegende Charaktereigenschaft absolut Sinn. Und ja, manchmal hätte ich auch gerne mehr Kontrollista in mir. Ich gebe es zu! Dann wäre ganz bestimmt erfolgreicher geworden und selbstverständlich wäre mein Kind schwerst mehrfach gefördert. Die Kontrollista-Kinder sind übrigens auch gerne mal ehrgeizig. Sie können schon im Kindergarten schreiben und üben voll gerne Bratsche bevor sie in den Schwimmkurs weitermüssen und morgen zum Medenspiel. Das gibt es wirklich alles. Mich erstaunt das. Aber ich sitze ja auch in der: „Lieben heißt auch Loslassen-Ecke“ und hab vielleicht deshalb keine nennenswerte Karriere. Aber gerne Freiheit. Für jeden. Ich möchte auch grob wissen, wann meine Lieben wo sind. Insbesondere beim Kind auch: Mit wem! Aber mich interessieren keine E-Mails und Whats-apps von meinen Mitmenschen und wenn der Partner mit anderen spricht oder mal alleine weg will: Nur zu. Denn Kontrolle kann nicht unbedingt verhindern, dass Dinge geschehen, die geschehen sollen oder wollen. Und Kinder müssen sich nun auch mal entfalten und abnabeln und mal zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad wohin und sich alleine was zu essen zaubern. Dann sind sie doch stolz! Und die Eltern auch.
Trotzdem und wie gesagt: Ich bin manchmal auch neidisch, dass die Ks andere so dermaßen unter ihrer Fuchtel haben und wirklich gut mit ihrer Art durchs Leben kommen. Aber ich KANN so nicht sein. Der Schatten, über den ich springen müsste, wäre so weit wie der Ozean. Und ich hab nur Frei- und Fahrtenschwimmer. Jugend hab ich schon nicht mehr gemacht, damals. Typisch! Wie auch, ohne Kontrollista- und LÜK-Veranlagung? Dennoch weiß ich nicht, ob die Besprochenen ohne Möglichkeiten der Kontrolle, nicht irgendwie hilflos wären? Ihres Lebenszwecks beraubt? Schwer zu sagen. Und ich weiß ja, jeder Jeck ist anders. Ich will auch mal was kontrollieren. Und sei es nur aus Jux und Dollerei. Vielleicht den Ölstand an meinem Auto!?
Ahoi!