Der Fettschwanzmaki
oder:
Wake me up, when February ends

Ich frage mich seit geraumer Zeit, warum wir Menschen immer so vorwitznasig sind und alles zu jeder Zeit mitkriegen wollen.
Wollen wir gar nicht? Doch! Wollen wir wohl! Andernfalls wären wir doch so vernünftig wie die Tierwelt und hielten Winterschlaf oder doch zumindest Winterruhe. Ist doch eine prima Sache: Man lässt sich die ganzen usseligen, dunklen Tage am feistgefressenen Hintern vorbei gehen, fährt alle Systeme wie Atmung und Herzschlag sowie- aus hygienischen Gründen die Verdauung - herunter und träumt süß in einer warmen, dämmrigen Höhle. So wie der Fettschwanzmaki, ein nachtaktives – und mir allein deshalb schon sehr sympathisches Tierchen, welches zur Familie der Lemuren gehört, die, wie wir ja dank des lehrreichen Animationsfilms nun wissen, only auf Madagaskar vorkommen. „I like to move it, move it!“ Gemoved wird während der Trockenzeit (so heißt der Winter auf Madagaskar) dann selbstmurmelnd nicht. Sondern geruht, geschlafen, geschnarcht. Währen der Wachmonate fressen sich die possierliche Kerlchen oder Fräuchen eine Fettreserve an, der sie ihren Namen verdanken. Äußerst praktisch. Ich würde auch liebend gerne der Dunkelheit und Kälte entfliehen, die der Winter mit sich bringt. Nun habe ich gewiss nicht vor, mir einen fetttigen Appendix an den Körper zu fressen aber den Rest der Regelung der Natur find ich hoch attraktiv. Auch die Eichhörnchen fressen sich ein Polster an, verbuddeln beizeiten Nüsschen und Müsliriegel an geheimen Orten und machen dann ab Herbst/Winter extreme Kobeling. Soll sagen, wenn es arschkalt wird, begibt sich das nagetierige Hörnchen in die Winterruhe. Aus der taucht es nur mal eben kurz zur Nahrungsaufnahme auf. Ich könnte es also auch wie die Eichhörnchen machen. Zumindest im Winter. When in Winter, do as the squirrels do! Und dafür müsste ich nicht einmal nach Madagaskar! Ich ersparte mir das morgendliche Eiskratzen an meinen Autofensterscheiben. Schnee, glatte Straßen, Erkältung, Weihnachten mit Bling Bling, trübe Stimmung, trübe Gesichter, frühes Aufstehen zu eigentlich nachtschlafender Zeit, bad Hair Days infolge getragener Mützen und vieles mehr! So ab Anfang Dezember wäre dies eine echte Option für mich. Kein Santa Claus Gedöns, keine Plätzchenschlacht. Der Januar ist lang und klamm (auch finanziell), der Februar geprägt vom Karneval. Da verpass ich rein gar nix! Den November will ich aber noch erleben, voll und ganz! Nebel, Stille, letzte Blätter fallen. Innere Einkehr. Regen, frische Luft und anschließend zu Hause einkuscheln. Für EINEN Monat ist das fein! Melancholie, Trauer, Sehnsucht, Ruhe. Wer jetzt keinen Schatz hat, der findet keinen mehr.
Oder doch? Gerade jetzt?
Der Sommer ist ferner als Australien.
Und noch verfällt niemand in die Hektik des : „Wir müssen uns vor Jahresende noch sehen!“ „Was gibt es bei euch Weihnachten zu essen?“ Und die Mutter aller Fragen: „Was machst du/macht ihr an Sylvester?“ Überhaupt diese Idee, dass man sich vor dem Jahreswechsel noch dringend sehen müsste! Wenn sich im Juli keiner mit mir verabreden will, soll er mir doch im Dezember auch nicht damit kommen. Oder, man trifft sich einfach im neuen Jahr! Ist das nicht jeck? Ich finde das voll ausgefallen. Aber da hab ich eh keine Zeit oder Gelegenheit dazu: Ich mach Bubu!
Was machst du?
Ahoi!