...
Abserviert
Ich frage mich seit geraumer Zeit, wie man mit dem Verlust von Menschen umgeht. Den Menschen, die man Freunde nannte. Den Menschen, die man Lebenspartner nannte. Mit dem Verlust von Menschen, die der Tod von einem trennt. Der Tod ist ein spezielles Kapitel, diese Trauer noch einmal eine andere, heftigere und tiefgreifendere Trauer. Eine erschütternde Trauer.
Wenn Freundschaften zerbrechen, dann trauert man auch. Weiß man nicht, warum sie enden, lebt man mit einem Verlust, der unerklärlich scheint. Und von daher auch eine sehr lange Zeit an einem nagt. Manchmal wird einem das Ende auch erst schleichend bewusst. Gespräche, die zur Klärung beitragen sollen oder doch zumindest könnten, sind nicht unbedingt ein Garant für die Wiederbelebung einer Freundschaft. Sie werden auch nicht immer gewünscht.
Freundschaften beginnen ja oft ein wenig wie Liebesbeziehungen. Man will vieles von dem oder den neuen Menschen wissen, und diese (n) Menschen gerne oft sehen und Zeit mit ihnen (ihm/ihr) verbringen. Das tut man dann auch.
Und irgendwann pendelt es sich auf "Normal“ ein. Oder es endet. Hoppla-Hopp-Freundschaften, mit euphorischem Hineinspringen begonnen, halten meist nicht so lang. Sie halten nicht durch. Sie halten nicht stand. Das verkraftet man. Das Aus-Faden älterer Verbindungen oder auch ihr abruptes Ende hauen einen schon eher um. Da hat man dran zu knabbern. Zumindest wenn man gestrickt ist wie ich. Die Freundschaftsende- Karotte ist so groß, dass ich da immer wieder mal dran zu raspeln und zu knispeln habe. Manchmal braucht die Freundschaft eine Pause (wie in Liebesbeziehungen). Manchmal sind die Umstände derart gebaut, dass man die Freundschaft sozusagen aussetzt, bis man den Faden wieder aufnehmen kann. Manchmal geht das nicht. Ich finde, vergangene Freundschaften sind wie Pilzgerichte. Die sollte man nicht aufwärmen. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel und es wird einem unter Umständen auch mal nicht übel, wenn man von den Pilzen noch etwas verspeist. Bei manchen weitergeführten Freundschaften aus dem Aufwärmtopf fällt einem jedoch nur wieder auf, WARUM diese Beziehung nicht mehr besteht.
Endet eine Liebesbeziehung, dann hat man Freunde, die einen auffangen. Man hat die Freundschaft zum Daran-Festhalten. Zumindest wäre das ein klarer Vorteil fürs Seelchen. Aber wen hat man, wenn Freundschaften aufhören zu existieren? Die Liebe? Kann die Liebe über der Freundschaft stehen? Und was, wenn man keinen geliebten Menschen an seiner Seite hat? Dann sieht es doch arg düster aus.
Vor meinem inneren Auge gibt es das Bild, dass Menschen an meinen Lebensstrand gespült werden wie Treibholz.
Einige verbleiben nett neben mir im Sand. Einige nimmt das Meer wieder mit sich. Das ist nicht immer logisch für mich. Wer bleibt? Wer geht? Und: Wieso ist derjenige überhaupt angespült worden, wenn er dann doch wieder davontreibt???? Sehr metaphorisch, ich weiß. Und wieso werden einige Menschen ein zweites Mal an mein Land geworfen? Noch metaphorischer, weiß ich auch. Und kitschig. Aber sei`s drum.
Jedenfalls hockt man dann da in seiner Daseins-Bucht und denkt nach. Und hat Aua in der Herzgegend. Vor allem wenn man spürt, dass man ABSERVIERT wurde. Kann ja in platonischen Beziehungen genauso geschehen wie in Liebschaften. Als FreundIn abserviert zu werden ist aber auch nochmal extra gemein. Man fühlt sich irgendwie…doof. Langweilig. Überflüssig. Hat man den Eindruck gemacht, eine Tratschtante zu sein? Ist man für die andere Person nicht lesbar? Oder erschöpft man sie? Kommt sie etwa nicht mit kapriziösen Spätpubertierenden mit narzisstisch-egomanischer Störung zurecht?? Im Ernst:
Klar, die meisten von uns haben auch schon einmal die Rolle des ABSERVIERERS innegehabt. Bei Leuten, die ECHT nicht gingen. Weil der erste, nette Eindruck täuschte. Weil man sich betrogen fühlt. Oder aus dem einfachen Grunde, dass man sich nichts mehr zu sagen und auseinandergelebt hat. Kann ja auch an veränderten Lebensumständen liegen. Ab und zu muss man sein Umfeld auch mal einer Inventur unterziehen. Und einfach mal eine Person “abschreiben“ weil die nichts mehr “bringt“, sprich, weil da gar keinen großartige Sympathie, kein Interesse mehr besteht. Eventuell auch von beiden Seiten. Also, dann: Tschüss!
„Cause everybody hurts… sometimes“ Hm…das stimmt. Aber auch: “Cause everbody gets hurt…sometimes”
Es ist leichter, jemanden aus seinem Leben zu entlassen, als selbst entlassen zu werden. Eine Kündigung ist nichts, worüber man sich freut. Wobei Kündigungen auch oft ihre Schatten voraus werfen. Man fühlt sie quasi hinter sich stehen. Sie schleichen ums Haus. Wie der Sensenmann nach dem Genuss der verdorbenen Lachsschaumspeise: „Da steht ein Mister Tod vor der Tür!“ „Da steht eine Freundschaftskündigung vor der Tür!“ „Hä? Ist das so eine Art singendes Telegramm in Form eines attraktiven, leichtbekleideten Sportstudenten?“ „Öhm…nö…“
Und dann schlägt man die Tür zu. Aber es ist trotzdem zu Ende.
Aus dem vermeintlichen Nichts heraus aber trifft es einen (einen heißt: mich) doch sehr. Aber wie auch immer die Sache endet, plötzlich oder nicht-plötzlich, man weiß:
der Ofen ist aus!
Das muss man akzeptieren und respektieren. Aber nicht immer verstehen. Doch wie sagte Herr Reich-Ranicki immer so schön: „Und alle Fragen offen.“
Tja, und man selber sollte auch offen bleiben: Für das Neue und für das Bestehende und vielleicht auch für das Wiederkehrende, was da angeschwemmt wird. Ich arbeite dran.
Ahoi!
Ich frage mich seit geraumer Zeit, wie man mit dem Verlust von Menschen umgeht. Den Menschen, die man Freunde nannte. Den Menschen, die man Lebenspartner nannte. Mit dem Verlust von Menschen, die der Tod von einem trennt. Der Tod ist ein spezielles Kapitel, diese Trauer noch einmal eine andere, heftigere und tiefgreifendere Trauer. Eine erschütternde Trauer.
Wenn Freundschaften zerbrechen, dann trauert man auch. Weiß man nicht, warum sie enden, lebt man mit einem Verlust, der unerklärlich scheint. Und von daher auch eine sehr lange Zeit an einem nagt. Manchmal wird einem das Ende auch erst schleichend bewusst. Gespräche, die zur Klärung beitragen sollen oder doch zumindest könnten, sind nicht unbedingt ein Garant für die Wiederbelebung einer Freundschaft. Sie werden auch nicht immer gewünscht.
Freundschaften beginnen ja oft ein wenig wie Liebesbeziehungen. Man will vieles von dem oder den neuen Menschen wissen, und diese (n) Menschen gerne oft sehen und Zeit mit ihnen (ihm/ihr) verbringen. Das tut man dann auch.
Und irgendwann pendelt es sich auf "Normal“ ein. Oder es endet. Hoppla-Hopp-Freundschaften, mit euphorischem Hineinspringen begonnen, halten meist nicht so lang. Sie halten nicht durch. Sie halten nicht stand. Das verkraftet man. Das Aus-Faden älterer Verbindungen oder auch ihr abruptes Ende hauen einen schon eher um. Da hat man dran zu knabbern. Zumindest wenn man gestrickt ist wie ich. Die Freundschaftsende- Karotte ist so groß, dass ich da immer wieder mal dran zu raspeln und zu knispeln habe. Manchmal braucht die Freundschaft eine Pause (wie in Liebesbeziehungen). Manchmal sind die Umstände derart gebaut, dass man die Freundschaft sozusagen aussetzt, bis man den Faden wieder aufnehmen kann. Manchmal geht das nicht. Ich finde, vergangene Freundschaften sind wie Pilzgerichte. Die sollte man nicht aufwärmen. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel und es wird einem unter Umständen auch mal nicht übel, wenn man von den Pilzen noch etwas verspeist. Bei manchen weitergeführten Freundschaften aus dem Aufwärmtopf fällt einem jedoch nur wieder auf, WARUM diese Beziehung nicht mehr besteht.
Endet eine Liebesbeziehung, dann hat man Freunde, die einen auffangen. Man hat die Freundschaft zum Daran-Festhalten. Zumindest wäre das ein klarer Vorteil fürs Seelchen. Aber wen hat man, wenn Freundschaften aufhören zu existieren? Die Liebe? Kann die Liebe über der Freundschaft stehen? Und was, wenn man keinen geliebten Menschen an seiner Seite hat? Dann sieht es doch arg düster aus.
Vor meinem inneren Auge gibt es das Bild, dass Menschen an meinen Lebensstrand gespült werden wie Treibholz.
Einige verbleiben nett neben mir im Sand. Einige nimmt das Meer wieder mit sich. Das ist nicht immer logisch für mich. Wer bleibt? Wer geht? Und: Wieso ist derjenige überhaupt angespült worden, wenn er dann doch wieder davontreibt???? Sehr metaphorisch, ich weiß. Und wieso werden einige Menschen ein zweites Mal an mein Land geworfen? Noch metaphorischer, weiß ich auch. Und kitschig. Aber sei`s drum.
Jedenfalls hockt man dann da in seiner Daseins-Bucht und denkt nach. Und hat Aua in der Herzgegend. Vor allem wenn man spürt, dass man ABSERVIERT wurde. Kann ja in platonischen Beziehungen genauso geschehen wie in Liebschaften. Als FreundIn abserviert zu werden ist aber auch nochmal extra gemein. Man fühlt sich irgendwie…doof. Langweilig. Überflüssig. Hat man den Eindruck gemacht, eine Tratschtante zu sein? Ist man für die andere Person nicht lesbar? Oder erschöpft man sie? Kommt sie etwa nicht mit kapriziösen Spätpubertierenden mit narzisstisch-egomanischer Störung zurecht?? Im Ernst:
Klar, die meisten von uns haben auch schon einmal die Rolle des ABSERVIERERS innegehabt. Bei Leuten, die ECHT nicht gingen. Weil der erste, nette Eindruck täuschte. Weil man sich betrogen fühlt. Oder aus dem einfachen Grunde, dass man sich nichts mehr zu sagen und auseinandergelebt hat. Kann ja auch an veränderten Lebensumständen liegen. Ab und zu muss man sein Umfeld auch mal einer Inventur unterziehen. Und einfach mal eine Person “abschreiben“ weil die nichts mehr “bringt“, sprich, weil da gar keinen großartige Sympathie, kein Interesse mehr besteht. Eventuell auch von beiden Seiten. Also, dann: Tschüss!
„Cause everybody hurts… sometimes“ Hm…das stimmt. Aber auch: “Cause everbody gets hurt…sometimes”
Es ist leichter, jemanden aus seinem Leben zu entlassen, als selbst entlassen zu werden. Eine Kündigung ist nichts, worüber man sich freut. Wobei Kündigungen auch oft ihre Schatten voraus werfen. Man fühlt sie quasi hinter sich stehen. Sie schleichen ums Haus. Wie der Sensenmann nach dem Genuss der verdorbenen Lachsschaumspeise: „Da steht ein Mister Tod vor der Tür!“ „Da steht eine Freundschaftskündigung vor der Tür!“ „Hä? Ist das so eine Art singendes Telegramm in Form eines attraktiven, leichtbekleideten Sportstudenten?“ „Öhm…nö…“
Und dann schlägt man die Tür zu. Aber es ist trotzdem zu Ende.
Aus dem vermeintlichen Nichts heraus aber trifft es einen (einen heißt: mich) doch sehr. Aber wie auch immer die Sache endet, plötzlich oder nicht-plötzlich, man weiß:
der Ofen ist aus!
Das muss man akzeptieren und respektieren. Aber nicht immer verstehen. Doch wie sagte Herr Reich-Ranicki immer so schön: „Und alle Fragen offen.“
Tja, und man selber sollte auch offen bleiben: Für das Neue und für das Bestehende und vielleicht auch für das Wiederkehrende, was da angeschwemmt wird. Ich arbeite dran.
Ahoi!
mividaamarilla - 21. Aug, 00:53
