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Deutschland, deine Deko
Ich frage mich seit geraumer Zeit, woher der Durchschnittsdeutsche die Ideen für seine Dekorationen nimmt. Hiermit ist keinesfalls die SSV-Deko in der Galeria Kaufhof oder bei C&A gemeint. Und auch nicht die lässig drapierten Fummel neben/hinter den verlockenden Schildern “SALE“ oder “OCCASSION“ oder “Rebajas“ in den schickeren Shops, die auch nur dasselbe meinen: Der Plunder muss raus, und zwar schleunigst und wir haben dann immer noch unsere Marge und ihr kauft wie immer billig verzwirntes Textil mit Löcherneigung um euch zeitgemäß zu gewanden. Nei-ein, diese Deko meine ich nicht.
Ich meine die private Individual-Deko zum Beispiel an deutschen Fenstern. Wenn man wie ich eher ländlich wohnt, bekommt der Hunger nach derlei Ästhetik genügend Nahrung. So ist es hier zu Orts besonders beliebt, die Stores (anderes Wort für Gardinen, hat nix mit Einkaufsmöglichkeiten zu tun), so zu wählen, dass man zwar hinaus, aber auf keinen Fall auch hinein kucken kann. Dazu sind sie zu dicht von der Garn-itur und von der Drapierung her.
Der ohnehin recht undurchsichtige und schwere Fenster-Behang wird vom Dekorateur der Herzen auch noch so mit kleinsten Nädelchen zurecht gesteckt, dass zwei gar hübsche Bögelchen entstehen, die in ungefährer Dreiviertelhöhe des Fensters eine kleine Schnittmenge bilden und untenrum noch ein wenig Platz für Dekoratives lassen.
Damit wird prima die Einsicht verhindert und alles sieht immer tico taco ordentlich aus. Also, wie tot eigentlich. Und dort, in dem unteren Drittel, stehen dann so ausgeflippte Sachen wie ORCHIDEEN. Oder KUPFERNE BLUMENKÜBEL mit undefinierbarem Grünzeug (gerne Sanseverien) das so robust ist, dass es eine Mischung aus Atomangriff-Ebolavirenepedemie und einem Dschihad überleben würde. Also sind sie PFLEGELEICHT. Das ist ganz, ganz wichtig für uns Deutsche. Was ich auch schon des Öfteren sah, waren Porzellangefäße die aussahen, als stünde darin die tote Omma auf dem Fensterbrett. „Sie sollte auch im Tod ein sonniges Plätzchen haben!“ „Ja, wie denn, wenn da beim ersten Sonnenstrahl die Jalousien runtergelassen werden?“
Ein weiteres bevorzugtes schmückendes Element sind auch putzige Püppchen. Oder Hundchen aus Porzellan oder Plüsch. Solche Püppchen besiedeln auch gerne den oberen Teil von Sofa-Rückenlehnen. Wie man diesen Teil wohl nennt? Couchkante? Ist ja auch egal. Über deutsche (Vor-) Gärten wurde schon einiges gesagt und geschrieben. Die Stiefmütterchen stehen dort im Stillgestanden und des Nachts pissen die Gartenzwerge heimlich darauf und treiben dann perverse Dinge mit ihren Schutzbefohlenen, den süßen Bambis oder Schubkarren. Gerne fällt die Deko-Wahl auch auf selbstgetöpferte Abbilder der Hausbewohner in Originalgröße, also quasi ein Starschnitt von Lieschen Müller vor ihrem eigenen Habitat, das, gemütlich auf einer Bank sitzend, Heimeligkeit vortäuschen soll, mich aber nur zum Gruseln bringt. Und bald wird das mühevolle Töpfern durch den Drei-D-Drucker ersetzt und erlaubt eine Dekoration mit dem gesamten Lieschen-Müller-Clan. Dafür wird man, weil wir uns ja wie erwähnt in Schlaaand befinden, sicherlich noch eine Tiefen-Deko-Erlaubnis einholen müssen. So wie bei einer Tiefenbebauung eben. Nicht unerwähnt will ich auch die Betonkatzen lassen, die sich, auf immer erstarrt, am Balkon hochhangeln. Im Winter werden sie ausgetauscht durch den weißbärtigen Mann in Rot, der mit dem Leuchtrentier konkurrieren muss und noch nie den Film mit den Griswolds gesehen hat und deshalb die Anspielungen und den Sarkasmus von echten Ästheten nicht versteht. Hat ja auch bestimmt Migrationshintergrund, der Tuppes. Und kriminell ist er auch. Ich meine, der klettert die Hauswand hoch! Und das ist KEIN Spidermankostüm, welches er da trägt. So ein Asi!
Aber was mir derzeit am besten gefällt, ist der Hang zum größenwahnsinnigen Renaissance-Dekotum. So gibt es mittlerweile nicht wenige Fertighäuser aus den 70ern und Reihenhäuser bzw. Doppelhaushälften von irgendwann, deren winzige Auffahrten oder auch nur den Eingang, LÖWEN schmücken. Jawoll! Da wird mal ordentlich geklotzt! Und es sind fast immer zwei dieser Viecher. Meistens so in der Größe eines Labradors. Seit einigen Tagen bewacht ein solches Stein- (oder ist es Beton?) -paar aber auch ein Haus in einer kleinen Nachbarstraße. Sie sind weiß, sie sind sehr prägnant, sie befinden sich fast auf dem Trottoir und messen ungefähr 1,50m - sitzend! Wenn die sich mal bewegen und durch den Ort streunen, also, da kriegt man doch einen Mordsschrecken! Sie haben auf derselben Straße auch noch zwei kleinere Brüder. Aber damit nicht genug, heute konnte ich beobachten, wie der Löwenbändiger geliefert wurde: Eine Kopie des Davids von Michelangelo. Der soll nun in bzw. an einem weißen Klinkerbau in einem Ortsteil von Korschenbroich heimisch werden. Mal ganz ehrlich: Wie kommt man auf so etwas?
Vielleicht hat man zu viel von den Stiefmütterchen auf Lunge geraucht? Das würde auch die bepflanzten Kloschüsseln in einigen Vorgärten erklären. Oder die Windmühlen gigantischen Ausmaßes. Alles Trends, die haarscharf an mir vorbei gingen. Zum Glück. Ich vertrag aber auch keine Drogen.
Doch bei meinem nächsten Florenz-Trip schau ich mir den Knaben, also David, noch mal im Original an. Vielleicht spendiere ich ihm auch ein Eis. Und dann reise ich weiter nach Rom und erzähl denen im Circus Maximus, dass deren Großkatzen sich in alle Welt verkaufen und als Außenschmucktücke benutzen lassen. Diese Deko-Flittchen!
Ich frage mich seit geraumer Zeit, woher der Durchschnittsdeutsche die Ideen für seine Dekorationen nimmt. Hiermit ist keinesfalls die SSV-Deko in der Galeria Kaufhof oder bei C&A gemeint. Und auch nicht die lässig drapierten Fummel neben/hinter den verlockenden Schildern “SALE“ oder “OCCASSION“ oder “Rebajas“ in den schickeren Shops, die auch nur dasselbe meinen: Der Plunder muss raus, und zwar schleunigst und wir haben dann immer noch unsere Marge und ihr kauft wie immer billig verzwirntes Textil mit Löcherneigung um euch zeitgemäß zu gewanden. Nei-ein, diese Deko meine ich nicht.
Ich meine die private Individual-Deko zum Beispiel an deutschen Fenstern. Wenn man wie ich eher ländlich wohnt, bekommt der Hunger nach derlei Ästhetik genügend Nahrung. So ist es hier zu Orts besonders beliebt, die Stores (anderes Wort für Gardinen, hat nix mit Einkaufsmöglichkeiten zu tun), so zu wählen, dass man zwar hinaus, aber auf keinen Fall auch hinein kucken kann. Dazu sind sie zu dicht von der Garn-itur und von der Drapierung her.
Der ohnehin recht undurchsichtige und schwere Fenster-Behang wird vom Dekorateur der Herzen auch noch so mit kleinsten Nädelchen zurecht gesteckt, dass zwei gar hübsche Bögelchen entstehen, die in ungefährer Dreiviertelhöhe des Fensters eine kleine Schnittmenge bilden und untenrum noch ein wenig Platz für Dekoratives lassen.
Damit wird prima die Einsicht verhindert und alles sieht immer tico taco ordentlich aus. Also, wie tot eigentlich. Und dort, in dem unteren Drittel, stehen dann so ausgeflippte Sachen wie ORCHIDEEN. Oder KUPFERNE BLUMENKÜBEL mit undefinierbarem Grünzeug (gerne Sanseverien) das so robust ist, dass es eine Mischung aus Atomangriff-Ebolavirenepedemie und einem Dschihad überleben würde. Also sind sie PFLEGELEICHT. Das ist ganz, ganz wichtig für uns Deutsche. Was ich auch schon des Öfteren sah, waren Porzellangefäße die aussahen, als stünde darin die tote Omma auf dem Fensterbrett. „Sie sollte auch im Tod ein sonniges Plätzchen haben!“ „Ja, wie denn, wenn da beim ersten Sonnenstrahl die Jalousien runtergelassen werden?“
Ein weiteres bevorzugtes schmückendes Element sind auch putzige Püppchen. Oder Hundchen aus Porzellan oder Plüsch. Solche Püppchen besiedeln auch gerne den oberen Teil von Sofa-Rückenlehnen. Wie man diesen Teil wohl nennt? Couchkante? Ist ja auch egal. Über deutsche (Vor-) Gärten wurde schon einiges gesagt und geschrieben. Die Stiefmütterchen stehen dort im Stillgestanden und des Nachts pissen die Gartenzwerge heimlich darauf und treiben dann perverse Dinge mit ihren Schutzbefohlenen, den süßen Bambis oder Schubkarren. Gerne fällt die Deko-Wahl auch auf selbstgetöpferte Abbilder der Hausbewohner in Originalgröße, also quasi ein Starschnitt von Lieschen Müller vor ihrem eigenen Habitat, das, gemütlich auf einer Bank sitzend, Heimeligkeit vortäuschen soll, mich aber nur zum Gruseln bringt. Und bald wird das mühevolle Töpfern durch den Drei-D-Drucker ersetzt und erlaubt eine Dekoration mit dem gesamten Lieschen-Müller-Clan. Dafür wird man, weil wir uns ja wie erwähnt in Schlaaand befinden, sicherlich noch eine Tiefen-Deko-Erlaubnis einholen müssen. So wie bei einer Tiefenbebauung eben. Nicht unerwähnt will ich auch die Betonkatzen lassen, die sich, auf immer erstarrt, am Balkon hochhangeln. Im Winter werden sie ausgetauscht durch den weißbärtigen Mann in Rot, der mit dem Leuchtrentier konkurrieren muss und noch nie den Film mit den Griswolds gesehen hat und deshalb die Anspielungen und den Sarkasmus von echten Ästheten nicht versteht. Hat ja auch bestimmt Migrationshintergrund, der Tuppes. Und kriminell ist er auch. Ich meine, der klettert die Hauswand hoch! Und das ist KEIN Spidermankostüm, welches er da trägt. So ein Asi!
Aber was mir derzeit am besten gefällt, ist der Hang zum größenwahnsinnigen Renaissance-Dekotum. So gibt es mittlerweile nicht wenige Fertighäuser aus den 70ern und Reihenhäuser bzw. Doppelhaushälften von irgendwann, deren winzige Auffahrten oder auch nur den Eingang, LÖWEN schmücken. Jawoll! Da wird mal ordentlich geklotzt! Und es sind fast immer zwei dieser Viecher. Meistens so in der Größe eines Labradors. Seit einigen Tagen bewacht ein solches Stein- (oder ist es Beton?) -paar aber auch ein Haus in einer kleinen Nachbarstraße. Sie sind weiß, sie sind sehr prägnant, sie befinden sich fast auf dem Trottoir und messen ungefähr 1,50m - sitzend! Wenn die sich mal bewegen und durch den Ort streunen, also, da kriegt man doch einen Mordsschrecken! Sie haben auf derselben Straße auch noch zwei kleinere Brüder. Aber damit nicht genug, heute konnte ich beobachten, wie der Löwenbändiger geliefert wurde: Eine Kopie des Davids von Michelangelo. Der soll nun in bzw. an einem weißen Klinkerbau in einem Ortsteil von Korschenbroich heimisch werden. Mal ganz ehrlich: Wie kommt man auf so etwas?
Vielleicht hat man zu viel von den Stiefmütterchen auf Lunge geraucht? Das würde auch die bepflanzten Kloschüsseln in einigen Vorgärten erklären. Oder die Windmühlen gigantischen Ausmaßes. Alles Trends, die haarscharf an mir vorbei gingen. Zum Glück. Ich vertrag aber auch keine Drogen.
Doch bei meinem nächsten Florenz-Trip schau ich mir den Knaben, also David, noch mal im Original an. Vielleicht spendiere ich ihm auch ein Eis. Und dann reise ich weiter nach Rom und erzähl denen im Circus Maximus, dass deren Großkatzen sich in alle Welt verkaufen und als Außenschmucktücke benutzen lassen. Diese Deko-Flittchen!
mividaamarilla - 14. Aug, 00:43
